08.07.2009

Knockin´ on Heavens Door

Titel: Knockin´ on Heavens Door
Jahr: 1997
Genre: Road-Movie, Gangster-Komödie
Regiesseur: Thomas Jahn
Darsteller: Til Schweiger, Jan Josef Liefers, Moritz Bleibtreu, Huub Stapel, Thierry van Werveke, ...
Ofdb.de: Link
Bewertung: 9/10

"Du stehst am Strand und schmeckst den salzigen Geruch des Windes, der über das Meer kommt. Im Bauch das warme Gefühl grenzenloser Freiheit und auf Deinen Lippen den bitteren, tränendurchtränkten Kuss Deiner Geliebten." Martin Brest

Einleitung
Wenn man sich die Kinocharts in den 90ern anschaut, erkennt man schnell, dass es wenig deutsche Filme in den Top 20 gab. Und wenn sich mal einer verirrte, waren es Komödien a lá Otto oder Werner. Doch 1997 kam „Knockin´ on Heavens door“ ins Kino, eine Mischung aus Road-Movie und Gangster-Komödie. Es war das Regiedebüt von Thomas Jahn und wurde ein voller Erfolg an den Kassen, aber auch bei den Kritikern. Jahn wurde schon als neuer Tarantino Deutschlands gefeiert. Doch es sollte sein bisher einziger Hit bleiben.

Inhalt
Rudi Wurlitzer, der Krebs im Endstadium hat und Martin Brest, der an einem unheilbaren Gehirntumor leidet, lernen sich im Krankenhaus kennen und beschließen bei einem gemeinsamen Besäufnis, dass sie ihre letzten Tage nicht so erleben wollen. Da Rudi noch nie das Meer gesehen hat, wird kurzerhand ein Mercedes geklaut und der Anblick des Meeres wird als großes Ziel erklärt. Was sie noch nicht wissen ist, dass ein Koffer voller Geld im Kofferraum liegt, der jedoch einem Gangsterboss gehört. Durch mehrere Missgeschicke sind es bald nicht nur die Gangster, die sich an ihre Fersen heften...

Filmkritik
Es ist eine recht einfach gestrickte Geschichte die uns Jahn hier auftischt. Zwei Männer wollen kurz vor dem Tot noch was erleben und beginnen eine Reise ans Meer, auf dessen Weg sie viel erleben und viel anstellen. Doch wie diese Geschichte serviert wird, hat so viel Charme und ist in manchen Situationen so schön grotesk, dass man gerne über den ein oder anderen logischen Patzer hinwegsieht. Allein die Musik kommt immer passend und verleiht dem Film im richtigen Moment die nötige Wärme.

Auch schauspielerisch hat dieser Film einiges zu bieten. Til Schweiger und Jan Josef Liefers spielen ihre Rollen souverän, voll überzeugen können jedoch die vielen Nebendarsteller. Bis in die kleinsten Rollen ist „Knockin´ on Heavens Door“ mit dem „Who is who“ des deutschen Films besetzt (u.a. Corinna Harfouch, Hannes Jaenicke, Tobias Schenke uvm.). Aber den denkwürdigsten Eindruck hat Moritz Bleibtreu als Abdul, der für so manche Lacher sorgt und in Erinnerung bleibt.

Der Film wirkt zu keiner Zeit auf cool getrimmt, auch wenn vieles von anderen Road- und Gangster-Movies abgekupfert wurde und sich der Einfluss von Filmen wie „Pulp Fiction“ nicht leugnen lässt. Trotzdem wartet er mit so vielen eigenen Ideen auf, dass es eher eine kleine Verbeugung ist vor den großen Genrevertretern, als eine Kopie. So gibt es außerdem viele nette Anspielungen auf andere bekannte Filme und Szenen (eine Bar mit dem Namen „True Romance“, die Anzüge der beiden Gangster, …), die jedoch nur Filmkenner erraten dürften.

Nicht alle Gags zünden wie sie sollen, doch bei der Dichte an Komik reicht es allemal, damit kein Auge trocken bleibt. Und wo andere Filme zu einer reinen Komödie verkommen würden, da entgegnet „Knockin´ on Heavens Door“ Szenen mit einer unglaublichen Tragik. Denn die Rahmenhandlung an sich ist ja doch eine sehr ernste und traurige. Alleine die Schlußszene hat solch eine Kraft und Intensität, dass sie jeden Zuschauer packen dürfte.

„Knockin´ on Heavens Door“ stellte in Deutschland einen kleinen Wendepunkt dar. Zuvor waren es nur reine Komödien die an den heimischen Kinokassen Geld machen konnten. Als dann „Knockin´ on Heavens Door“ ein Erfolg war, bemerkte die Filmindustrie, dass sich auch aus Filme mit etwas mehr Anspruch und einem etwas ernsterem Thema Geld machen lässt. Ebenso sahen die Zuschauer, dass auch in Deutschland erfrischend gute Filme gemacht werden können. Wie groß die Auswirkungen für die deutsche Filmindustrie war, lässt sich schwer sagen, auch weil „Lola rennt“ ein Jahr später in die Kinos kam und sogar international erfolgreich war. Auf jeden Fall wurde Moritz Bleibtreu zu einem bekannten Schauspieler und Til Schweiger festigte seine Rolle als großes Zugpferd in deutschen Filmen.

Fazit
„Knockin´ on Heavens Door“ ist zu Recht einer der erfolgreichsten deutschen Filme der 90er Jahre und versprüht unglaublich viel Charme. Ein perfekter Mix aus Tragik und Komik mit der nötigen Wärme, aber vor allem auch Coolness. Selten machte ein deutscher Film so viel Spaß und rührte zugleich zu Tränen.
9/10



06.07.2009

Severance

Titel: Severance
Jahr: 2006
Genre: Horror-Komödie
Regiesseur: Christopher Smith
Darsteller: Danny Dyer, Laura Harris
Ofdb.de: Link
Bewertung: 3/10

Einführung
Britische Horrorkomödien wie Shaun of the dead haben gerade Hochkonjunktur und so reiht sich auch Severance in dieses Genre. Für Aufsehen hat ein Mord eines 17-jährigen Studenten durch 3 Männer gesorgt, die sich auf eine Tötungsszene von Severance berufen. Das hat, so krank es klingen mag, dem Film sicher weitergeholfen, eine Fangemeinde aufzubauen, denn an sich hat Severance nichts, was man nicht schon in viel besserer Form bei anderen Filmen gesehen hat.

Inhalt
Sieben Angestellte eines Waffenproduzenten fahren in die osteuropäische Pampa um sich dort als Team fortzubilden und zu festigen. Als ein umgestürzter Baum die Hauptstraße versperrt, gehen sie zu Fuß einen Waldweg entlang. Sie erreichen auch die vermeintliche Hütte, doch als sie den Busfahrer ermordet finden und eine aus dem Team einen maskierten Mann im Fenster sieht, wird der Gruppe schnell klar, dass es jemand auf sie abgesehen hat…

Filmkritik
Severance ist völlig belanglos und ohne frische Ideen. Alles hat man so schon einmal gesehen und auch der große Twist stellt keine Überraschung dar und sorgt nur für ein müdes gähnen. Auch die Splatterszenen stehen denen anderer Filme in vielem nach, sie sind weder grausam wie in „Hostel“, noch lustig wie in „Hot Fuzz“.

Das man bei so einem Film keine Charakterzeichnung erwarten darf ist logisch, aber die gewollt übertriebene Darstellung von verschiedenen Charaktereigenschaften (v. a. der dumme, kiffende, auf Sex fixierte Steve und der total überforderte Chef Richard) sind nicht witzig, sondern sorgen beim normal denkenden Publikum für Kopfschütteln.

Ein paar Lichtblicke bietet Severance dann doch noch. An sich ist der Film nicht schlecht gefilmt und auch die Musik ist passend und sorgt für etwas Stimmung. Außerdem handeln die Protagonisten wie in manchen anderen Rohrkrepierern dieses Genres nicht immer total unlogisch und erschießen auch mal den hilflosen Mörder, anstatt schreiend wegzurennen.

Sein Publikum findet Severance sicherlich bei Jugendlichen die den Film zu Partyzwecken missbrauchen und diesen ordentlich angetrunken anschauen und über diese Art von Humor lachen können. Aber es gibt definitiv bessere Filme, die auch für diesen Zweck geeignet sind.

Fazit
Für einen Splatterfilm zu harmlos und für eine Komödie zu dämlich und stereotypisch. Da hilft auch nicht, dass er sich den üblichen Klischees bedient, obwohl er gerade diese vorführen möchte.
3/10

Gran Torino

Titel: Gran Torino
Jahr: 2008
Genre: Drama
Regiesseur: Clint Eastwood
Darsteller: Clint Eastwood, ...
Ofdb.de: Link
Bewertung: 7/10

"Schon mal bemerkt, dass man ab und zu vor jemanden steht, dem man besser nicht blöd kommt? - So einer bin ich." Walt Kowalski
Einführung
Clint Eastwood zählt mit seinen 79 Jahren lange nicht zum alten Eisen und gehört immer noch zu den ganz großen in Hollywood. Bei Gran Torino führte er Regie, gleichzeitig ist es auch der Abschied als aktiver Schauspieler. Eastwood trägt diesen Film wirklich fast alleine und spielt mit seinem Image als Darsteller.

Inhalt
Walt Kowalski ist ein mürrischer und rassistisch veranlagter alter Mann, dessen Frau gestorben ist. Vor dem Haus weht die amerikanische Flagge, in der Garage steht ein alter Ford Grand Torino aus dem Jahr 1972 und auch seine Ideale sind typisch für einen patriotischen Amerikaner aus dem mittleren Westen. Einiges hat sich geändert in seinem Viertel, viele mit Migrationshintergrund sind zugezogen, wie auch seine neuen Nachbarn, die dem Stamm der Hmong angehören, denen er mit Misstrauen entgegentritt. Dies wird noch bestärkt, als der Nachbarsjunge Thao seinen Ford stehlen will. Jedoch rettet Walt ihn kurze Zeit darauf „ungewollt“ (eher aus eigennützigen Zielen) vor einer Jugendgang und langsam aber stetig entsteht ein besonderes Verhältnis zwischen ihnen…

Filmkritik
Walt hat es nicht einfach in der heutigen Welt. Sein Charakter wirkt wie aus einer Vergangenheit, die längst vergessen ist. Alles hat sich verändert, Ford läuft nicht mehr wie damals, seine früheren Kollegen sind längst weg gezogen, dafür wohnen nun ungebetene Gäste anderer Nationen neben ihm. Das der griesgrämige, streng konservative Patriot darüber nicht gerade glücklich ist, versteht sich von selbst. Aber mit was für einem rassistischen Hass er diesen begegnet ist schon sehr befremdlich und zum Glück doch gerade so überzeichnet, dass sich der Film gegenüber Rassismusvorwürfen entziehen kann. Worte wie „Schlitzauge“ und „Bambusratte“ für Asiaten und „Bimbo“ für Schwarze gehören hierbei zum Grundwortschatz von Walt. Eastwood bedient sich hier seinem Image aus alten Rollen (z.B. Dirty Harry) und spielt damit, genauso wie er mit diesem Film seinen Alterungsprozess zum Thema macht.

„Gran Torino“ schneidet mehr Themen als nur Rassimus an, es geht um schwierige Freundschaften zwischen unterschiedlichen Generationen und Kulturen, Tod, das älter werden, Rache, Konflikte mit der eigenen Familie und Kirche, um nur einige zu nennen. Diese Vielfalt an Themen hat in „Million Dollar Baby“ gut geklappt, auch bei „Gran Torino“ funktioniert es größtenteils, auch wenn man manche Themen für eine kleine Straffung streichen hätte können, denn der Film ist mit beinahe 2 Stunden etwas zu lang geraten. Manchmal ist weniger eben doch mehr.

Der Konflikt mit seiner materialistischen und nach seiner Überzeugung ohne Wertvorstellung lebende Familie ist eines der Highlights der Film. Auch das Ende ist gut gemacht, man erwartet viel, wird jedoch eines besseren belehrt und erschreckt sich, dass man sich eigentlich doch einen anderen Ausgang erwünscht hätte. Jedoch fällt es schwer, in einem sonst durchaus realistischen Film, diese Aufopferungsbereitschaft nachzuvollziehen, auch wenn man ihr entgegenfiebert.

Fazit
Eastwood schafft mit Walt Kowalski ein Charakter der lange im Gedächtnis bleibt, jedoch wird er bei einigen für großen Unmut sorgen. Gran Torino hat einige gute Momente, leider packt einen die Geschichte erst gegen Ende. Trotz dessen ein würdiger Abgang eines Darsteller-Unikats, der uns sicher noch mit einigen Filmen hinter der Kamera erfreuen wird.
7/10


P.s.: Der Trailer basiert noch auf einer alten Synchro.