29.04.2009

Funny Games

Titel: Funny Games
Jahr: 1997
Genre: Drama
Regie: Michael Haneke
Schauspieler: Ulrich Mühe, Arno Frisch, Frank Giering, ...

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Bewertung: 10/10


Einleitung
Der Regisseur Michael Haneke hat sich in seinen Filmen (Bennys Video, 71 Fragmente einer Chronologie des Zufalls) schon öfters mit dem Thema Gewalt auseinander gesetzt. In Funny Games beschäftigt er sich mit der Gewalt in Medien. Für den amerikanischen Markt hat er auch ein unnötiges Remake gedreht. Im folgenden soll aber nur auf das Original eingegangen werden.

Inhalt
Eine wohlhabende dreiköpfige Familie will ihren Urlaub im Ferienhaus am See verbringen. Das Idyll wird jedoch gestört als zwei freundliche, junge Männer vor der Haustür stehen und um ein paar Eier bitten. Sie bringen die Familie in ihre Gewalt und schließen mit ihnen eine Wette ab, am Morgen sollen sie alle tot sein. Die „lustigen Spiele“ beginnen ...

Filmkritik
Der Film gibt zu keiner Zeit vor real zu sein. Man wird immer wieder daran erinnert das es sich um Fiktion handelt. Die Täter blicken direkt in die Kamera und fragen den Zuschauer, ob die Opfer schon genug malträtiert seien oder sie zwinkern einem zu und machen den Zuschauer so zu ihrem Verbündeten. Man wird zum Komplizen der beiden Psychopathen degeneriert.
Dem gegenüber steht die sehr realistische Schauspielerleistung, die einen vergessen lässt das es sich um einen Film handelt. Dieser Gegensatz, wird auch am Ende, in einem philosophischen Gespräch über Realität und Fiktion, von den beiden Tätern aufgegriffen.

Funny Games hält dem Zuschauer den Spiegel vor. Diejenigen, die durch das Fernsehen schon zu abgestumpft sind, werden enttäuscht sein, denn der Film zeigt keine explizite Gewalt. Aber gerade die Enttäuschung über fehlendes Blut und physische Gewalt sollte ihnen zu denken geben.
Alle anderen werden angewidert sein von der psychischen Gewalt mit der die Täter ihre Opfer quälen.
Das es für die Opfer kein entkommen gibt, wird schon nach den ersten Gesprächen zwischen Opfer und Täter klar. Dabei haben die Tätet kein Motiv, sind aber fest entschlossen ihre Wette einzuhalten.

Wie eingangs schon erwähnt verhalten sich die Schauspieler sehr realistisch. Diese Leistung kann gar nicht genügend gewürdigt werden. Unvergesslich die quälend lange Szene, als Ulrich Mühe nach dem Tod seines Sohnes in Tränen ausbricht. Dabei wird die Kamera etwa zehn Minuten (gefühlt eine Stunde) auf ihn gerichtet. Der Zuschauer wird mit dem Opfer allein gelassen.

Wegen der sehr ruhigen Art des Films, erschrickt man regelrecht durch die grellen Schreie der Opfer. Es fährt einem durch Mark und Bein. Musik kommt nur vor, wenn einer im Film das Radio oder den Plattenspieler anschaltet. Und auch dann gibt es nur zwei Stücke (Klassik und Rock) die den Film durchziehen.

Fazit
Funny Games zu schauen ist eine Tortur, der man sich nicht jeden Tag aussetzen möchte. Nichtsdestotrotz ist es eine interessante Studie, die sich mit Gewalt in den Medien und dem daraus entstehenden Voyeurismus auseinander setzt.
10/10


28.04.2009

Fight Club

Titel: Fight Club
Jahr: 1999
Genre: Thriller, Drama
Regie: David Fincher
Schauspieler: Brad Pitt, Edwart Norton,…
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Bewertung: 10/10

„Erst wenn wir alles verloren haben, haben wir die Freiheit alles zu tun.“
Einleitung:
Am Ende des alten Jahrtausends (kurz vor dem vermeintlichen großen Crash zu Silvester 1999/2000) kam ein Film in die Kinos, der die Gemüter erregte und sich den Vorwürfen der Gewaltglorifizierung auseinandersetzen musste. Ein kompromissloser Film, der mit der Wahrnehmung der Zuschauer spielt und eine dichte, düstere Atmosphäre schafft. An den Kinokassen war er eher gescheitert und als Flop abgestempelt, obwohl der Regisseur, David Fincher, schon mit „Sieben“ und „The Game“ bewiesen hat, das er das Zeug zum Ausnahmeregisseur hat. Die Rede ist von „Fight Club“, einer der meist diskutierten und kontroversesten Filme in der neueren Geschichte.

Inhalt:
Der namenlose Erzähler, der im Mittelpunkt der Geschichte steht, führt scheinbar ein ganz normales Leben, doch er leidet, einmal offensichtlich an Schlaflosigkeit und andererseits an den normalen Zwängen der Gesellschaft. So ist er ein Konsumopfer von Ikea wie viele Millionen anderer. Er beginnt, an Selbsthilfegruppen teilzunehmen und findet durch das Leid schwer erkrankter Menschen, die sich ihm das Herz öffnen, Erlösung. Doch dann begegnet er auf einem dieser Treffen Marla Singer, eine Simulatin wie er, die sein vermeintliches Glück zerstört. Auf einem Flug lernt er schließlich den charismatischen Seifenvertreter Tyler Durden kennen und ist sofort von ihm beeindruckt. Die zwei gründen den Fight Club, bei dem 2 Männer unterschiedlichster Gesellschaftsschichten miteinander kämpfen und dadurch dem Alltag entfliehen. Die Anhängerschaft des Fight Club wächst stetig und als nächste Stufe zur möglichen Selbstverwirklichung eines jeden wird von Tyler das Projekt Chaos gegründet, das die öffentliche Ordnung aus dem Gleichgewicht bringen will…

Filmkritik:
Von Beginn an wird man mit den Ansichten des Erzählers konfrontiert. Das dieser keinen Namen hat (auch wenn er sich im Laufe des Films immer häufiger Jack nennt, was jedoch im Kontext mit einem Zeitungsartikel steht, den der Erzähler gelesen hat und aus der Sicht eines Organs geschrieben wurde) ist Absicht, da er für die Allgemeinheit, den Durchschnittsmenschen stehen soll und sich der Zuschauer mit diesem identifizieren kann. Und das geschieht perfekt. Man entwickelt sofort eine Sympathie mit der Hauptfigur, die grandios von Edward Norton verkörpert wird und erkennt sich in ihm wieder.

Andererseits wäre man insgeheim lieber wie Tyler Durden, der nicht den Zwängen des Alltags unterliegt und scheinbar sein eigenes Leben mit eigenen Wertvorstellungen lebt. Brad Pitt spielt diesen Tyler mit einer Genialität und einem Charisma, dem man sich nicht entziehen kann. Dadurch fällt man leicht in einen Strudel, in dem man seinen Ideologien viel Wahres abgewinnen kann, auch wenn man bei reiflicher Überlegung eigentlich ganz andere Vorstellungen einer funktionierenden Gesellschaft hat. Aber genau das ist die Absicht, Tyler Durden will und kann sein Umfeld und den Zuschauer manipulieren, um dadurch seine Ideologien durchsetzen zu können. Nicht umsonst ist Tyler Durden einer der charismatischsten und meist zitierten Charaktere der Filmgeschichte.

Das ist auch eine der größten Stärken des Films. Der Zuschauer wird unmittelbar in die Geschichte miteinbezogen. Beim Anschauen (oder besser aktiven Zusehens) des Films gehen einem so viele Gedanken durch den Kopf und man gewinnt den Aussagen und Botschaften ungewollt viel Zuspruch ab.

Das sozialkritische, gleichnamige Buch von Chuck Palahniuk wurde fast wortgetreu umgesetzt (nur das Ende ist sehr unterschiedlich) und Fincher schafft durch seine Bilder eine düstere Atmosphäre, bei der jedoch nie wirklich Unbehagen entsteht. Die Kämpfe im Fight Club sind knallhart. Die Schläge mit den puren Fäusten auf die nackte Haut tun schon beim Zusehen weh und haben eine unglaubliche Intensität. Die spektakulären Kamerafahrten des Films beeindrucken und auch der Soundtrack weiß zu unterhalten.

Fazit:
Über wenig Filme wurde soviel geschrieben wie über Fight Club, wenige Filme verdienen das Prädikat „Kultfilm“ so sehr wie dieser und selten wurde ein Spannungsbogen so konsequent aufgebaut - um mit einem zerschmetternden Knall zu enden. “Bitte bringen sie ihre Sitzlehnen in eine aufrechte Position“ und bewundern einen der grandiosesten Filme der 90er Jahre.
10/10

Elephant

Titel: Elephant
Jahr: 2003
Genre: Drama
Regie: Gus van Sant
Schauspieler: Alex Frost, Eric Deulen, John Robinson, ...
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Bewertung: 9/10


Einleitung
Gus van Sant ist ein Regisseur, der zwischen seinen eher konventionellen Hollywoodfilmen (Good Will Hunting, Psycho etc.) auch gern mal einen künstlerisch anspruchsvollen Film platziert. Bei Elephant handelt es sich um so einen Film. Es ist der zweite Teil seiner Todes-Trilogie, in der er das Bild einer desillusionierten Jugend zeichnet.

Inhalt
Es scheint ein ganz normaler Schultag an einer amerikanischen Schule zu sein, bis zwei bis auf die Zähne bewaffnete Schüler das Gebäude betreten. Es kommt zu einem Blutbad ...

Filmkritik
Gus van Sant dokumentiert alltägliche Geschichten einer amerikanischen Schule. Seine Kamera begleitet zum Beispiel einen Schüler beim fotografieren und entwickeln des Films oder drei Mädchen, die in der Mensa essen gehen und sich danach auf der Toilette wieder übergeben. Dabei kommt es vor das sich einzelne Personen zufällig über den Weg laufen oder sich kennen. Manche Szenen kommen deshalb doppelt vor, aber jeweils aus einer anderen Perspektive beobachtet.

Die Dramaturgie orientiert sich am Alltag, was bedeutet, dass es nicht spektakulär zugeht. Umso härter trifft einen die Gewalt, mit der die beiden Jugendlichen in den (langweiligen) Alltag eindringen.

Die Kamera befindet sich immer auf Augenhöhe und meist läuft sie den Personen hinterher. Dadurch wird der Zuschauer zum Beobachter und es entsteht eine Distanz zu den Personen. Diese Distanz wird benötigt um den Beobachter am Ende fassungslos zurückzulassen.

Der Film verzichtet auf Erklärungsversuche, Täterpsychogramme oder Mitleid für die Opfer. Der Zuschauer soll sich am Ende sein eigenes Bild machen. Dies schein bei diesem Thema das einzig Richtige zu sein, da man die Taten von Amokläufern als Außenstehende sowieso nie zu 100% begreifen kann.

Auf Musik wird in diesem Film, bis auf Für Elise von Beethoven, gänzlich verzichtet, denn welches Leben hat schon einen Soundtrack?


Fazit
Elephant ist ein filmtechnisch perfekt gemachter Film, der wohl bei jedem, der sich auf ihn einlässt, Betroffenheit auslöst. Alle die der Meinung sind, ein Film solle nur zeigen was die Handlung direkt vorantreibt, könnten enttäuscht werden.
9/10

22.04.2009

Predator

Titel: Predator
Jahr: 1987
Genre: Action, Horror, Science Fiction
Regie: John McTiernan
Schauspieler: Arnold Schwarzenegger, Carl Weathers
Ofdb.de: Link
Bewertung: 8/10

„Hast du was abgekriegt, du blutest.“ – „Ich habe keine Zeit zu bluten!“

Einleitung:
In der heutigen Zeit locken schnellgeschnitte Actionfilme a lá „Crank“, die eher wie ein zu lang geratener MTV-Clip wirken, Jugendliche in Scharen in die Kinos. Eine Generation früher, in den 80er Jahren, feierten knallharte Filme wie „Terminator“ oder „Rambo“ ihre Erfolge. Eine ganz andere Art von Action. Einer der wohl unterhaltsamsten und bedeutendsten dieser Filme war Predator. Erbarmungslos, wenig sinnreiche Dialoge, dafür aber eine Menge Krawumm-Action ohne Rücksicht auf Verluste.

Inhalt:

Major Dutch Schaefer (Arnold Schwarzenegger) und seine Elite-Einheit werden auf eine Mission im südamerikanischen Dschungel geschickt, bei der sie Soldaten und einen hochrangigen Politiker aus der Gefangenschaft von Guerilla-Kämpfer befreien sollen. Nachdem sie alle Feinde eliminiert haben, finden sie auch die Geiseln, jedoch alle tot. Das ist aber nur der Anfang des Kampfes, denn auf dem Weg zurück aus dem Dschungel taucht ein viel gefährlicherer Feind auf. Ein Außerirdisches Monster hat es sich zum Ziel gesetzt, die hartgesottenen Soldaten zu töten – qualvoll, einen nach dem anderen...

Filmkritik:
Action, Spannung und (Überlebens-)Spiel, gewürzt mit der nötigen Würze an Brutalität – was will das Männerherz mehr? Ein Film für Testosteron-hungrige Machos, die keine tiefgründigen Dialoge oder eine gute Story in einem Film brauchen. Aber auch Leute, die gern mal der tristen Normalität entfliehen wollen und einmal gern so wie Arnie alles mit den Muskeln statt dem Verstand lösen wollen, sei dieser Kracher wärmstens ans Herz gelegt.

Schwarzenegger spielt den Major wie er sein soll, ohne große Emotionen und beschränkt auf ein paar Gesichtsausdrücke, doch es macht Spaß, dem muskelbepackten, heutigen Gouverneur von Kalifornien zuzusehen, wie er die Probleme noch mit der Waffe und seiner Muskelkraft löste.

Die durchgängige Hintergrundmusik unterstützt die Spannung, ist aber nur durchschnittlich- wichtiger ist den Zuschauern eh das Knattern der Waffen. Die Wendung zur Hälfte des Films geht fließend einher. Ist die erste Hälfte noch leichte Kost für Actionjunkies, so wird der Film in der zweiten Hälfte vom Kampf gegen den Predator dominiert und ist mehr Horror als Action.

Filmtechnisch hat John McTiernan (der kurz darauf einen großen Erfolg mit Stirb langsam feierte) einen soliden Film abgeliefert. Die Thermosicht des Predators haut keinen vom Hocker, aber bleibt trotzdem im Gedächtnis. Auch die stupiden 08/15-Dialoge sind wie gewohnt von den damaligen Actionkrachern. Die Story ist auch recht unspektakulär, interessant ist nur die erste wirkliche Begegnung mit dem Predator. Echte Spannung kommt erst auf, als der übermächtige erscheinende Predator allein gegen Arnie kämpft und es zum Duell der Giganten kommt.

Aber braucht das alles dieser Film? Nein, er lebt von der knallharten, trockenen Action, die man in dieser Art wirklich selten vorfindet. Wie am Anfang alle Feinde in ein paar Sekunden eliminiert werden, dass erinnert an ein riesiges Massaker. Warum tötet der Predator? Das erfährt man nicht. Die Logik ist auch nicht gerade die Stärke des Films, aber das ist auch nicht wichtig, hier zählt einzig und allein der Unterhaltungswert – und den hat Predator zur Genüge.

Fazit:
Ein ultrabrutaler Testosteron-Ritt, nichts für zarte Gemüter oder Sittenwächter. Gehirn ausschalten, Action genießen!
8/10

20.04.2009

Die fabelhafte Welt der Amélie

Titel: Die fabelhafte Welt der Amélie
Jahr: 2001
Genre: Liebesfilm, Komödie
Regie: Jean-Pierre Jeunet
Schauspieler: Audrey Tautou, Serge Merlin, Rufus
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Bewertung: 9/10

"In diesem Augenblick ist alles perfekt: die Weichheit des Lichts, dieser feine Duft, die ruhige Atmosphäre der Stadt. Sie atmet tief ein, und das Leben erscheint ihr so einfach, so klar, dass sie eine Anwandlung von Liebe überkommt und das Verlangen der gesamten Menschheit zu helfen."

Einleitung:
Der französische Film hat schon immer den Ruf, Gefühlskino zu sein. Keine Frage, die fabelhafte Welt der Amelie ist genau das, jedoch sehr großes Gefühlskino, ohne jemals kitschig zu wirken. In einem Forum schreibt ein User: „Dieser Film tut so gut wie Sonnenstrahlen auf der Haut.“ Einen passenderen Satz für diesen Film gibt es nicht.

Inhalt:
Amélie (Audrey Tautou) ist ein introvertiertes Kind, das am liebsten alleine spielt. Ihre Mutter stirbt früh und zum Vater hat sie keine richtige emotionale Bindung. Als Amelié 20 Jahre alt ist, ist sie immer noch das kleine Mädchen, das nie wirklich erwachsen wurde und die Welt noch immer aus ihren verträumten Augen sieht. Als sie ein Kästchen mit persönlichen Andenken findet, das ein Junge in den 50ern eingegraben hat, steht für sie klar, dass sie dieses dem rechtmäßigen Eigentümer übergeben muss- freut er sich darüber, hat sie vor, sich weiterhin in das Leben anderer einzumischen. Sie hinterlegt ihm das Kästchen anonym und sieht, wie er vor Glück in Freudentränen ausbricht. Dadurch wird sie bestärkt, auch andere Menschen durch kleine Taten glücklich zu machen, tut sich jedoch schwer dabei, das eigene Glück zu fassen…

Filmkritik:
Die fabelhafte Welt der Amélie ist ein herzerwärmender Film, der einem die ganzen Zeit über ein Lächeln ins Gesicht zaubert. Er zeigt, dass es wichtig ist, den besonderen Sinn für die kleinen Freuden des Lebens zu wahren. Die Fantasie des Zuschauers wird angeregt und einige haben sich nach dem schauen des Films sicher dabei erwischt, wie sie manche Dinge aus einem anderen Blickwinkel betrachtet haben- einem schöneren, unbeschwerteren.

Die verträumten Bilder sind mit wunderschönen Melodien hinterlegt und lassen einen ins schwelgen geraten. Die Dialoge sind poetisch und hintergründig. An viele Sätze wird man sich auch noch lange nach dem Film erinnern („Das menschliche Gehirn hat mehr Synapsen, als es Atome im Universum gibt.“). Besonders hervorzuheben ist noch die Stimme aus dem Off, die in der deutschen Synchronisation sehr gelungen ist und der Geschichte noch mehr Wärme gibt.

Audrey Tautou ist die ideale Besetzug für Amélie. Sie strahlt eine unglaubliche Aura aus, eine Wanderung zwischen kindlicher Naivität und glücksbringender Elfe. Sie blickt der harten Realität nicht ins Auge und lebt damit ganz gut. Auch das lange hin und her, ob sie nun den Mann ihrer Träume direkt anspricht oder nicht, ist schön und spannend gespielt, auch wenn das Ende klar ist. Außerdem gibt es doch die ein oder andere nette, kleine Wendung.

Fazit:
Dieser Film ist eine Hommage an die kleinen Dinge im Leben, die glücklich machen. Es wird die schöne Seite des Lebens gezeigt und der Zuschauer vergisst schon nach den ersten Bildern die Probleme des Alltags. Selten strahlte ein Film eine so verzauberte, wundervolle Wärme aus, was zum einen an der großartigen Hauptdarstellerin liegt und zum anderen an den wundervollen Bildern und Dialogen.
9/10

18.04.2009

Tideland

Titel: Tideland
Jahr: 2005
Genre: Horror, Drama, Fantasy
Regie: Terry Gilliam
Schauspieler:
Jeff Bridges, Jodelle Ferland, Brendan Fletcher, …
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Bewertung: 7/10

Einleitung:
Terry Gilliam tischt seinen Zuschauern wieder einmal einen skurrilen, abgedrehten Film auf, der vor allem durch seine Bilderflut punkten kann, aber Schwächen in der Story aufweist. Tideland ist ein eher unbekannter Film, der in den amerikanischen Kinos gerade mal 66.000 Dollar Einspielergebnis hatte (bei Produktionskosten von 12 Mio. Dollar) und in Deutschland gar nicht erst in die Kinos kam.

Inhalt:
Die kleine Jeliza-Rose (Jodelle Ferland) wohnt mit ihren Eltern in unsaglichen Verhältnissen auf. Als die Mutter durch eine Überdosis stirbt, zieht sie mit ihrem Vater in das heruntergekommene Haus ihrer bereits verstorbenen Großmutter. Kurz darauf stirbt auch der Vater an einem „goldenen Schuss“ und das Mädchen ist auf sich allein gestellt. Dabei bemerkt sie gar nicht, dass ihr Vater tot ist und nur noch langsam vor sich hinverwest. Sie flüchtet immer mehr in eine Fantasiewelt, in der sie stets von ihren vier Puppenköpfen begleitet wird, die mit ihr reden können. Bald lernt sie den geistig behinderten Nachbarsjungen Dickens kennen, mit dem sie bald mehr verbindet als pure Freundschaft. Jedoch wird die unbeschwerte, kindliche Liebe von Dickens seltsamer Schwester Dell gestört, die sich darauf spezialisiert hat, Tiere und verstorbene Menschen auszustopfen…

Filmkritik:
Terry Gilliam gibt zu Beginn des Films eine Erläuterung ab, von der er sich wohl verspricht, dass die Zuschauer dadurch seinen Film besser verstehen werden. So sei der Film aus der Perspektive eines Kindes gefilmt und man solle versuchen, ihn auch aus den Augen eines Kindes zu sehen und die Ängste, Vorurteile und vorgefertigten Meinungen, die aus Erfahrungen des erwachsenwerdens entstehen, zu vergessen. Dies ist auch sehr wichtig, jedoch wäre man auch ohne diese Erklärung notgedrungen dazu gezwungen, den Film aus Sicht von Jeliza-Rose zu sehen, denn ihr sorgloser Blick auf ihre Umgebung steht im Mittelpunkt des Films.

Viele Aspekte früherer Filme Gilliam´s vereinen sich in diesem Film (Fantasygeschichte wie bei Gebrüder Grimm, eine Parallel-Welt wie aus einem anderen Universum, wie bei Brazil). Auch hier spielen Drogen eine Rolle (Fear and Loathing in Las Vegas), aber auf einer viel angsteinflößerenderen Ebene – so sterben beide Eltern an einer Überdosis und wirkten bis dahin wie Alt-Hippies, die mit der Aufgabe, ein Kind zu erziehen völlig überfordert sind. Als Ausgleich flüchtet Jeliza-Rose in eine Fantasiewelt, in der sie die fehlende emotionale Bindung durch ihre Freundschaft mit ihren Puppenköpfen kompensiert und Probleme nicht wahrnimmt. So freut sie sich beispielsweise als ihre Mutter stirbt, da sie nun alle ihre Schokoriegel aufessen kann.

Im Verlaufe des Films entsteht ein visuell beeindruckender Bilderrausch (was man jedoch auch von einem Film von Terry Gilliam erwartet) mit einer Kameraführung, die den Zuschauer inmitten ins Geschehen integrieren. Man muss die Bilder auf sich wirken lassen, ohne zu hinterfragen, worin nun genau der Zweck des eben Gesehenen liegt.

Die schauspielerische Leistung ist ordentlich, vor allem die Darstellung der jungen Jeliza-Roze wird souverän gespielt. Auch die Rolle Dickens wirkt nie lächerlich oder übertrieben. Auch die musikalische Untermalung ist überdurchschnittlich gut, wird jedoch nur beiläufig wahrgenommen. Hier hätte ein etwas einnehmenderer Score die Bilderflut besser unterstützen und dadurch noch mehr Akzente setzen können.

Leider fehlt der abgedrehten Story eine durchgängige Dramaturgie, da hauptsächlich in der zweiten Hälfte des Films die Logik den zunehmend schockierenden Bildern weichen muss. Ein etwas dickerer roter Faden hätte der Story sicher gut getan, denn so wird auch eine gewisse Distanz gegenüber den Protagonisten des Films geschaffen, die bis zum Ende nicht abgelegt wird.

Fazit:
Tideland ist ein optischer Leckerbissen, bei dem man jedoch den plausiblen Verstand ausschalten muss und sich der Bilderflut hingeben muss, dann wird man auch belohnt und von einer tollen Optik beeindruckt. Leider fehlt zu einer höheren Wertung eine besser durchdachte, durchgängige Dramaturgie.
7/10

17.04.2009

Fear and Loathing in Las Vegas

Titel: Fear and Loathing in Las Vegas
Jahr
: 1998
Genre: Komödie; Drama
Regie: Terry Gilliam
Schauspieler:
Johnny Depp, Benicio del Toro, Cameron Diaz, Tobey Maguire, ...
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Bewertung: 9/10

„Wir waren irgendwo in der Gegend von Barstow, am Rande der Wüste, als die Drogen zu wirken begannen.“ Erster Satz des Films

Einleitung:
Terry Gilliam, ein früheres Mitglied von Monty Python, verfilmte den als unverfilmbar geltenden Roman „Fear and Loathing in Las Vegas: A Savage Journey to the Heart of the American Dream“ und nimmt uns mit auf eine bunte Reise quer durch das Zockerparadies Las Vegas. Der Film glänzt durch eine gut aufgelegte Schauspieler-Riege (allen voran Johnny Depp) und knallbunte Bilder, die den Zuschauer in einen eigenen Drogenrausch entführen, dem man sich erst im Abspann wieder entziehen kann. Der Film floppte an den Kinokassen, avancierte aber im Nachhinein zum Kult und erfreut sich einer großen Beliebtheit unter vielen Filmfans.

Inhalt:
Amerika im Jahr 1971, die Zeit der Hippie-Ära war am abflachen, es kam wieder Normalität in den Alltag der Amerikaner. Der Journalist Raoul Duke (Johnny Depp) und sein Anwalt Dr. Gonzo (Benicio del Toro mit dickem Bierbauch) machen sich mit einem geliehenen Cabrio auf den Weg zum Mint 4000 in Las Vegas, dem höchstdotierten Wüstenrennen Amerikas – im Kofferraum eine ganze Sammlung jeder erdenklichen Droge, angefangen von Alkohol und Canabis, über Uppers, Downers, Laughers, bis hin zu Äther und Koks. Der 3-tägige Trip ins „Herz des Amerikanischen Traums“ wird zum wahren Drogen-Trip, bei dem sie Bekanntschaft mit einsamen Cops, raffgierigen Casinoangestellten und wilden Fledermäusen (!) machen.

Filmkritik:
Ein Film den man so schnell nicht vergisst. Der Zuschauer findet sich inmitten einer Welt, in der sich Fiktion und Realität von Anfang an vermischt. Zeugen die karikaturhaften Fledermäuse in Duke´s Brille noch von einer Wahnvorstellung des Protagonisten, so ist man sich dessen nicht mehr sicher, wenn man die echt wirkende, tote Fledermaus am Seitenrand bemerkt. Man gerät in einen Sog von Drogen, in der eine skurrile Situation die nächste jagt.

Duke und Gonzo wirken wie Fremdkörper in der glitzernden, auf Perfektionismus getrimmten Welt von Las Vegas. Höhepunkt ist hierbei der Äthertrip, bei dem sie wie „irische, betrunkene Säufer“ zum Eingang eines Casinos stolpern. Sie wollen nie richtig in ein Bild passen, nach dem Amerika Anfang der 70er Jahre sucht, in der die Hippie-Zeit mit Ihren überflüssigen Überbleibseln vergessen werden soll. Bei der Polizeikonferenz stechen sie beispielsweise mit ihrem schwarzen Jackett unter den übrigen, hell gekleideten Polizisten hervor, wie das bekanntlich „schwarze Schaf“.

Neben dem grandios aufspielenden Johnny Depp sind auch die Nebenrollen perfekt besetzt. Das Staraufkommen ist extrem hoch, auch wenn das von vielen erst bei mehrmaligem Betrachten entdeckt wird. So spielen Cameron Diaz, Gary Busey, Ellen Barkin, Tobey Maguire und Christina Ricci ihre meist kuriosen Rollen souverän. Besonders erwähnenswert ist noch Benicio del Toro, der den verrückten Dr. Gonzo mit einer Präsenz spielt, bei der man zwischen Sympathie und Ekel nicht wirklich entscheiden kann.

Viele Dialoge bleiben in Erinnerung und sind herrlich grotesk („Wie ist Ihr Name“ – „Mein Name steht auf meinem Führerschein“). Auch die Filmmusik trägt zum Gesamtkonzept bei, sei es Tom Jones mit „She´s a lady“, oder die Dead Kennedy´s mit „Viva las Vegas“, das alles ist stimmig zu den vorherrschenden, farbenfrohen Bildern, die einem ein Erlebnis verschaffen, dass sich nie wirklich greifen lässt und bei dem die Probleme des Alltags leicht in Vergessenheit geraten.

Fear and Loathing in Las Vegas polarisiert jedoch auch, so sehen die einen in dem Film ein Meisterwerk, in dem Drogenkonsum in einer leicht überzogenen Form dargestellt wird, andere sehen nur einen Film in dem Drogenmissbrauch verherrlicht wird und der Unterhaltung dient.

Fazit:
Ein Film wie ein bunter Rausch, man kann nicht alle Eindrücke einordnen, geschweige denn verarbeiten, doch dafür kann man ihn auch oftmals anschauen und gewinnt immer neue Aspekte, man muss sich nur von der knallbunten Drogenwelle tragen lassen, die einen schnell in einen natürlichen Bann zieht und nicht mehr los lässt.
Als dein Anwalt rate ich dir: Schaue diesen Film und lasse dich köstlich unterhalten!!!
9/10

„Da geht er hin, einer von Gottes eigenen Prototypen, ein aufgemotzter Mutant von der Sorte, die nie zur Massenproduktion in Betracht gezogen wurde: Zu spleening zum Leben und zu selten zum Sterben“ Duke über Gonzo